CDP: Kein wichtiger G7-Aktienindex an den Pariser Klimazielen ausgerichtet Neue Studie von CDP und dem United Nations Global Compact im Auftrag der Science Based Targets Initiative (SBTi) fordert große Unternehmen in den G7-Ländern zu stärkeren Klimaschutzmaßnahmen auf Keiner der großen Aktienindizes in den G7-Ländern befindet sich derzeit auf Kurs, um zur Erreichung des Klimaziels von einem globalen Temperaturanstieg von 2°C beizutragen – geschweige denn zum 1,5°C-Ziel. Vier der sieben Indizes, darunter der FTSE 100 und der S&P 500, befinden sich auf gefährlichen Pfaden in Richtung 3°C oder darüber. G7-Indizes mit einem höheren Anteil an Emissionen, die sich an wissenschaftsbasierten Zielen (Science-Based Targets, SBTs) orientieren, führen zu niedrigeren Gesamttemperaturbewertungen. 71 % der Emissionen der deutschen DAX-30-Unternehmen sind durch SBTs abgedeckt, was im Vergleich mit den anderen G7-Indizes zu der niedrigsten Temperaturbewertung des Index von 2,2 °C führt. Indes sind weniger als 1 % der kanadischen SPTSX-60-Unternehmen durch SBTs gedeckt, was zu der gemeinsam höchsten Temperaturbewertung von 3,1 °C führt. Unternehmen mit wissenschaftlich fundierten Zielen senken bereits in großem Umfang ihre Emissionen - und die heutige Studie fordert alle Unternehmen auf, sofort Maßnahmen zu ergreifen, um auf einen 1,5°C-Pfad einzuschwenken. Die SBTi identifiziert vier wichtige Hebel, die Regierungen, Investoren und Unternehmen nutzen können, um durch wissenschaftsbasierte Ziele kraftvolle Klimamaßnahmen anzustoßen. London / New York, 10. Juni 2021. Neue Untersuchungen der Science Based Targets Initiative (SBTi), einer Einrichtung, die es Unternehmen ermöglicht, sich wirksame Emissionsreduktionsziele zu setzen, zeigen, dass keiner der führenden G7-Aktienindizes derzeit auf einen 1,5°C- oder 2°C-Pfad ausgerichtet ist1 und fordern die größten börsennotierten G7-Unternehmen dringend auf, ihre Klimaschutzmaßnahmen zu verstärken. Im Vorfeld des G7-Gipfels zeigt die Analyse, dass sich die führenden Indizes2 der G7-Länder auf einem durchschnittlichen Temperaturpfad von 2,95°C befinden,3 gemessen an den aktuellen Klimazielen ihrer Indexkonstituenten. Aktienindizes, die sich aus den Aktien der bedeutendsten Unternehmen zusammensetzen, die an der größten Börse eines Landes notiert sind, sind wichtige Benchmarks, um Markttrends zu verstehen. Der Bericht, der von CDP und dem UN Global Compact im Auftrag der SBTi erstellt wurde, stellt fest, dass sich vier der sieben Indizes, darunter der FTSE 100 und der S&P 500, auf einem gefährlichen Temperaturpfad von 3°C oder darüber befinden. Hervorzuheben ist, dass fossile Brennstoffe einen wesentlichen Beitrag zu den Emissionen aller sieben Indizes leisten. Sie stehen für 70% des für den kanadischen SPTSX 60 errechneten 3,1°-Ziels und für fast 50% der 2,7°C-Bewertung des italienischen FTSE MIB. Lila Karbassi, Chief of Programmes, UN Global Compact und SBTi Board Chair, sagte: „Die G7-Unternehmen haben das Potenzial, einen 'Dominoeffekt' positiver Veränderungen in der gesamten Weltwirtschaft auszulösen. Dieser Bericht unterstreicht die dringende Notwendigkeit für Märkte und Investoren, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Wenn sich die G7 diese Woche treffen, müssen die Regierungen noch mehr tun, um Anreize für ehrgeizige, wissenschaftlich fundierte Zielsetzungen zu schaffen.“ Ausrichtung der Investitionen auf 1,5°C Die für Klima und Umwelt zuständigen G7-Minister forderten kürzlich Unternehmen und Investoren auf, ihre Portfolios an den Zielen des Pariser Abkommens auszurichten und sich wissenschaftlich fundierte Ziele zu setzen, um bis 2050 netto klimaneutral zu sein. Derzeit haben allerdings nur 19 % der börsennotierten Unternehmen in den G7-Indizes Indizes Klimaziele, die mit dem Pariser Abkommen übereinstimmen. Beachten sollten dies vor allem passive Anleger, die in ganze Indizes investieren. Passive Produkte machen derzeit etwa 40 % der US-amerikanischen und 20 % der europäischen Fonds aus. Bemerkenswert sind auch Unterschiede zwischen den Klimazielen von Regierungen und Unternehmen. Die britische Regierung plant etwa, die Emissionen bis 2035 um 78 % zu reduzieren, was einem 1,5°C-Pfad entspricht. Dennoch stellt das SBTi fest, dass die FTSE 100-Unternehmen, die 100 größten Firmen nach Marktkapitalisierung an der Londoner Börse, derzeit kollektiv auf den gemeinsamen höchsten Temperaturwert von 3,1°C ausgerichtet sind (siehe Abb.1). Trotz der teils enttäuschenden Ergebnisse der SBTi-Untersuchung wächst die Dynamik für Klimamaßnahmen in den G7-Ländern. Von allen Zielen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen von Unternehmen, die dem CDP im Jahr 2020 mitgeteilt wurden, wurden 64 % der Ziele von Unternehmen mit Hauptsitz in den G7-Ländern festgelegt. Insgesamt war 2020 ein Jahr der Meilensteine für Klimaverpflichtungen. So hat sich die jährliche Rate der Verabschiedung von wissenschaftlich fundierten Zielen im Jahr 2020 gegenüber dem Zeitraum 2015-2019 verdoppelt. Alberto Carrillo Pineda, Direktor für wissenschaftsbasierte Ziele beim CDP und Mitglied des Lenkungsausschusses des SBTi, sagte: „Die Klimawissenschaft zu ignorieren ist wie das Rauchen fortzusetzen, obwohl man die Risiken kennt. Der Kollaps des Klimas und der Umwelt ist die größte gesundheitliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung unserer Zeit. Diese Herausforderung erfordert sofortiges Handeln von den größten Unternehmen der Welt. Die heutigen Ergebnisse heben wichtige Fortschritte hervor, zeigen aber auch, dass noch mehr getan werden muss, um Anreize für Unternehmen zu schaffen, sich wissenschaftlich fundierte Klimaziele zu setzen und den Weg zu Netto-Null zu beschleunigen." Dringende Klimaschutzmaßnahmen Der heutige Bericht identifiziert auch vier dringende Klimamaßnahmen für Finanzinstitute, Unternehmen, Investoren und Regierungen. Erstens müssen Unternehmen und Regierungen zusammenarbeiten, um zu einer sogenannten „Ambitionsschleife“ zu gelangen – also zu einer Art positiven Rückkopplungskreislaufs, in dem sich Maßnahmen des privaten Sektors und der Regierung gegenseitig verstärken. Ein Beispiel dafür ist die jüngste Executive Order on Climate-Related Financial Risk der US-Regierung, die eine Anforderung an die großen staatlichen Zulieferer einführte, wissenschaftlich fundierte Ziele zu setzen. Zweitens müssen Unternehmen an der Dekarbonisierung der Lieferketten arbeiten, indem sie enger mit den Zulieferern zusammenarbeiten. Drittens sollten Investoren wissenschaftsbasierte Ziele in nachhaltigkeitsgebundene Anleihen und klimabezogene Marktstandards im Finanzbereich einbetten. Schließlich, viertens, sollten Finanzinstitute darauf abzielen, einen Dominoeffekt in allen Wirtschaftssektoren zu erzeugen, indem sie wissenschaftsbasierte Ziele auf Portfolioebene festlegen und sich intensiver mit den zugrunde liegenden Vermögenswerten auseinandersetzen. Ein solches Beispiel ist die CDP-Kampagne "Science-Based Targets", die globale Finanzinstitutionen koordiniert, um die Unternehmen mit dem größten Einfluss auf die Welt zu verpflichten, wissenschaftlich fundierte 1,5°C-Ziele festzulegen. Inmitten einer wachsenden Zahl von Netto-Null-Ankündigungen, die nicht immer sofort durch Maßnahmen untermauert werden, können wissenschaftlich fundierte Klimaziele dazu beitragen, mithilfe von Zwischenzielen auch die notwendigen kurzfristigeren Maßnahmen im Zeitraum bis zum Jahr 2030 auf den Weg zu bringen. Firmen werden ermutigt, sich im Vorfeld des Klimagipfels COP26 in Glasgow denjenigen 570 Unternehmen anzuschließen, die bereits Teil der Business Ambition for 1.5°C-Kampagne der SBTi geworden sind, um ihren Beitrag zur Begrenzung der schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu leisten. Der vollständige Bericht, "Taking the Temperature: Assessing and scaling-up climate ambition in the G7 business sector" kann auf der SBTi-Website abgerufen werden.   Abb. 1 - Die Temperaturausrichtung der G7-Aktienindizes und der prozentuale Anteil der Emissionen der Indexunternehmen, die von wissenschaftlich fundierten Zielen abgedeckt werden. Index  CAC 40  DAX 30    NIKKEI 225  FTSE 100   S&P 500   FTSE MIB SPTSX 60   Land   Frankreich   Deutschland   Japan  UK  USA   Italien   Kanada  Temperatur   2,7°C  2,2°C  3,0°C  3,1°C  3,0°C  2,7°C  3,1°C  % Index- Emissionen durch SBTs abgedeckt   41%  71%  12%  7%  16%  41%  <1% Hinweise 1 Basierend auf den offengelegten Zielinformationen wird jedem Unternehmen ein Temperatur-Rating zugewiesen. Ziele wurden mithilfe der CDP-WWF-Temperaturbewertungsmethodik in Temperaturbewertungen umgerechnet. Diese von der SBTi propagierte Methode zur Bewertung der Ausrichtung von Portfolios an Klimazielen bietet einen wissenschaftlich fundierten Ansatz zur Bewertung von Zielen, die nicht von der Science Based Targets Initiative validiert wurden. Die von der SBTi validierten Ziele werden als Teil des Prüfungsprozesses in ein Temperatur-Rating (2°C, deutlich unter 2°C, 1,5°C) übersetzt. Wenn das Unternehmen kein geprüftes SBT hat oder kein Ziel über das CDP offengelegt hat, erhält das Unternehmen eine Standardtemperaturbewertung von 3,2C. Diese Bewertung basiert auf Erwärmungsprognosen für das Jahr 2100, die auf dem aktuellen Stand der Zusagen basieren. Die Analyse konzentriert sich nur auf mittelfristige Ziele – Treibhausgas-Reduktionsziele mit Zieljahren zwischen 2025 und 2035 – angesichts der Dringlichkeit, die Emissionen bis 2030 zu halbieren. Das Temperatur-Rating berücksichtigt die Emissionen aus den eigenen Aktivitäten der gelisteten Unternehmen und über ihre Wertschöpfungsketten (Scopes 1+2+3). 2 Der deutsche DAX 30, der französische CAC 40, der italienische FTSE MIB, der britische FTSE 100, der japanische NIKKEI 225, der kanadische SPTSX 60 und der amerikanische S&P 500. 3 Der gewichtete Durchschnitt der G7-Index-Temperaturwerte beträgt 2,95°C Für weitere Informationen, einschließlich Interviews und Kommentare, wenden Sie sich bitte an: Joshua Snodin, CDP, T: +4917645910909 | E: joshua.snodin@cdp.net Sebastian Koehnlecher, ASSET Communications, T: +49 163 7 83 43 97 E: koehnlechner@asset-communication.de Über die Science Based Targets Initiative (SBTi) Die Science Based Targets Initiative mobilisiert Unternehmen, sich wissenschaftsbasierte Klimaziele zu setzen und ihren Wettbewerbsvorteil beim Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft zu nutzen. Sie ist eine Zusammenarbeit zwischen CDP, dem United Nations Global Compact, dem World Resources Institute (WRI), dem World Wide Fund for Nature (WWF) und der We Mean Business Coalition. Die Initiative definiert und fördert Best Practices in der wissenschaftsbasierten Definition von Klimazielen, bietet Ressourcen und Anleitungen, um Barrieren für die Einführung solcher Klimaziele zu reduzieren, und bewertet und genehmigt als unabhängige Instanz die Ziele von Unternehmen. www.sciencebasedtargets.org @sciencetargets